Joep, der Galapagos Landleguan -            ein Schaffensprozess

 

"Sie sind hässliche Tiere, von einem gelblichen Orange unten und einer bräunlich-roten Farbe oben. Der geringe Winkel zwischen der Linie vom Nasenloch zum Ohr und jener von der Mundöffnung zum vordersten Teil der Stirn gibt ihnen eine außerordentlich dümmliche Erscheinung."

 

      Charles Darwin

 

 

Nun, das empfinde ich nicht so!

Als ich einen Galapagos Landleguan, auch als Drusenkopf bekannt, zum ersten Mal in einer Dokumentation über die Galapagos-Inseln gesehen habe, war ich sofort fasziniert. Fasziniert von den spannenden Oberflächen der unterschiedlichen Hautstrukturen, die wie eine zu großgeratene Kleidung wirken.

Und fasziniert von der Möglichkeit, sehr unterschiedliche Filztechniken, wie Nadel- und Nassfilzen, und verschiedene Themen, wie Kleidung und Oberflächengestaltung, in diese Arbeit einzubringen.

 

Text zur Abschlussarbeit im Fotobuch der Absolventinnen 2022

 

 

Joep, der Galapagos Landleguan, ist die  Abschlussarbeit meiner  Ausbildung zur Filzgestalterin.

Ich will hier den Schaffensprozess skizzieren.

 

Die Arbeitsstufen:

  • Rohwolle fest in Obstnetzen einwickeln und in der Waschmaschine zu Kugeln und Rollen verfilzen
  • Mit Bergschafwolle die Rohelemente fest verbinden und in Nadelfilztechnik die Skulptur herausarbeiten, alles sehr fest arbeiten, damit die Figur robust, stabil und haltbar ist.
  • Die Beine und Füße werden extra gearbeitet und später angesetzt
  • Als Platzhalter kleine Erhebungen anfilzen
  • Schnittmuster für Haube und Mantel erstellen über das Einnähen der Figur mit Gartenfilz
  • In Naßfilztechnik die Haut für Beine und Körper filzen
  • Der Kopf mit seiner besonderen Schuppenstruktur wird in Schollentechnik als Haube gearbeitet.
  • Die Figur mit Körperhaut und die Kopfhaube ankleiden. Die Rückenpartie bleibt zunächst für den Ankleideprozess geöffnet und wird später mit dem Kamm verschlossen. Die Haube verdeckt den Anschluss zum Kopf hin. 
  • An der Stelle der Platzhalter für die Beine, Löcher in den Mantel schneiden und dort die Beine annähen. Diese werden danach mit "Stulpen" und "Schuhen" überzogen. Alles gut vernähen. Der "Mantel" wird faltig am Körper fixiert, da auch die Haut der echten Tiere wie eine zu große Kleidung ausschaut.
  • Kamm über einer Schablone herstellen und diesen über die  Rückennaht setzen, vernähen und so die Nahtstelle verbergen.

Ein gutes Jahr habe ich für die Erschaffung dieser Skulptur benötigt, das Corona-Jahr.

Joep war ein guter Lehrmeister!